Nach der „Usambara“-Sammlung, der Sammlung „Kaiserliche Marineschiffspost“ und nicht zuletzt der spektakulären Hepburn-Auktion präsentierte Schlegel – das Berliner Auktionshaus für Philatelie – mit seiner jüngsten 8. Auktion neben dem Hauptkatalog mit 8.000 Losen gleich noch zwei Sonderkataloge zu den Themen Osmanisches Reich und Zeppelinpost. Und einmal mehr schrieb Schlegel wieder Geschichte, nicht nur mit spektakulären Zuschlägen.
Die bereits auf der IBRA/NAPOSTA erstmalig präsentierten Lerquin-Farbproben wurden vielfach beboten und erzielten hohe Zuschläge: So beispielsweise der Vorlagekarton der 24 und 75 Pf Heinrich von Stephan, der bei einem Ausruf von 400 Euro mit 3.500 Euro verkauft wurde. Ähnlich wunderbare Ergebnisse waren bei dieser Schlegel-Auktion auf nahezu allen deutschen Gebieten zu beobachten, so erzielte ein besonders farbtiefes Luxusstück des Sachsendreiers 12.000 Euro, eine 10 M. Wertziffer Dienstmarke von 1922 mit liegendem Wasserzeichen Waffel wurde für 14.400 Euro versteigert und eine 50 Pfg Germania mit „China“ Handstempelaufdruck erzielte beachtliche 5.700 Euro.
Bemerkenswerte Zuschläge erzielte Schlegel auch mit seinem breitgefächerten Angebot Europa und Übersee. Hier ist exemplarisch eine verkehrt geschnittene Doppelgenf zu nennen, die für 16.500 Euro zugeschlagen wurde, oder ein von 200 Euro auf 4.100 Euro hochgesteigerter Brief Mexiko Vorphilatelie von 1808 aus der Texas-Periode. Ein Brief der Dänischen Besetzung Serampore, Indien verdoppelte den Ausruf von 1.600 Euro und wurde mit 3.400 Euro zugeschlagen. Der Schauspielkunst-Block aus China von 1962 erzielte bei einem Ausruf von 3.000 Euro stolze 6.200 Euro, ein Brief aus Angola von 1886 in die Schweiz verkaufte Schlegel mit 3.700 Euro und das Bieten für einen ägyptischer Brief von 1878 frankiert mit interner Gebühr Bulaq im Paar fand erst bei einem Zuschlag von 4.600 Euro ein Ende. Eine handgemalte Karte von Gustav Klimmt mit seiner Unterschrift brachte 14.500 Euro (Ausruf 10.000 Euro).
Heftige Bietergefechte gab es auch bei der Sonderauktion Osmanisches Reich. Mit 2.887 Belegen war dieses Angebot eine der umfangreichsten seiner Art gewesen. Es wurden keine Kosten gescheut, um dieses Material den Interessenten mit entsprechendem Fachwissen zu präsentieren. Drei Internationale Experten haben detailliert die Belege beschrieben. Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Resonanz war überwältigend. Die an der Auktion teilnehmenden Sammler und Händler aus der Türkei, Griechenland, Libanon, Frankreich und anderen Ländern waren überrascht über den positiven Verlauf dieser Auktion. So etwas und solche hohen Zuschlagspreise haben wir noch nicht gesehen, war der allgemein O Ton, der zu hören war. So wurde beispielsweise ein Brief eines Seekadetten der „H.M.S. Semiramis“ von 1860 von Beirut nach London von 500 Euro auf 5.000 Euro gesteigert, oder ein Brief der französischen Streitkräfte in Griechenland von 1854, der bei einem Ausruf von 700 Euro einen Zuschlag von 2.200 Euro erzielte. Ähnliche Steigerungen erfuhren auch die Lose der in das Osmanische Reich adressieren Post. Erwähnenswert ist hier ein Brief von Indien frankiert mit einer 4 und 8 Anna über den Leitweg via Alexandrie or Marseilles nach Smyrna, der von 1.000 Euro auf 9.800 gesteigert wurde. Ein syrischer Konsulatsbrief wurde nach einem Ausruf von 10.000 Euro für 19.000 Euro zugeschlagen. Die Versteigerung für diese Sonderauktion begann am Sonnabendmorgen um 9.00 Uhr und endete mit drei kleinen Pausen um 12:00 Mitternachts. 15 Stunden für 2887 Lose! Frau Schlegel führte sicher und souverän im vollbesetzten Saal vor internationalem Publikum auch diesen Teil der Auktion durch.
Und zuletzt wurde bei Schlegel noch eine faszinierende Sammlung Zeppelinpost mit Schwerpunkt bei der deutschen Abwurfpost aufgelöst. Auch hier gab es interessante Auktionsergebnisse zu vermelden: Der Abwurf Jakutsk von der Weltrundfahrt erzielte bei einem Ausruf von 500 Euro einen Zuschlag von 1.850 Euro, der Abwurf Altona von der Deutschlandfahrt 1929 wurde mit 1.650 Euro zugeschlagen, eine von der Gräfin Brandenstein-Zeppelin geschriebene Karte von der Orientfahrt erzielte 1.300 Euro und eine bisher unbekannte Libanon-Zuleitung zur Pendelfahrt 1935 brachte 2.650 Euro.
Neben ausdauernden, heftigen Bietergefechten und interessanten Auktionszuschlägen gab es bei der 8. Schlegel Auktion aber auch noch einen anderen Rekord zu vermelden: Auf Grund der zahlreichen Bieter und hohen Gebote bei den Einzellosen Europa, Übersee und Deutschland wurde das letzte Los an diesem Freitag erst um 23 Uhr zugeschlagen. Als am nächsten Tag dann aber Osmanisches Reich und Zeppelinpost versteigert wurde, dauerte die Auktion sogar noch länger – am nächsten Morgen um 2 Uhr 30 wurde bei Schlegel der letzte Zeppelinbeleg versteigert. Den Schlussapplaus nach der Auktion hat sich Auktionatorin Elizabeth Schlegel wahrlich verdient, genauso wie den traumhaft schönen Rosenstrauß von Andreas Schlegel.